In Zusammenarbeit mit der Europäischen Gesamtschule Insel Usedom
An fünf Tage der Woche verlässt Andrej sein Heimatland. Von Świnoujście aus fährt er, meist mit dem Fahrrad, über die deutsch-polnische Grenze nach Heringsdorf. Hier arbeitet er als Lehrer. Andrej ist einer von vielen polnischen Staatsbürgern, die es als Glück ansehen, in Deutschland eine Arbeit gefunden zu haben. Der entscheidende Punkt: Die Löhne sind höher. Noch. Polen ist Boomland Nr. 1 in Europa. Mittlerweile gibt es etliche Deutsche, die zur Arbeit in polnische Regionen reisen. Bereits 2009 arbeiteten über 12 00 Deutsche in Polen. Und die Zahl steigt. Gerade in den industriell schwach entwickelten Regionen Mecklenburg-Vorpommerns ist ein sicherer Arbeitsplatz keine Selbstverständlichkeit. In Polen werden hoch qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. So entwickelt sich ein gegenseitiger Austausch.Das Schülermedienprojekt „Wie lebst du hier?“ befasst sich mit dem Zusammenleben verschiedener Nationen. Wie ist es als Pole in Deutschland zu arbeiten? Wird man geachtet? Gibt es Pöbeleien von Rassisten und Nationalisten?Wie ist der Umgang mit Ausländern in Polen und in Deutschland? Welche Rolle spielt dabei die deutsche Besatzung ab 1939? Ist man Gast oder Freund? Spielt die Nationalität überhaupt noch eine Rolle? Fragen für die wir in unserem Projekt auf Antwortsuche gehen. Usedomer Jugendliche porträtieren Menschen die im jeweiligen Nachbarland der Grenzregion arbeiten. Dabei steht die eigene Position zur europäischen Integration zur Debatte. Die Schüler sollen sich in der Projektarbeit selbst in ihren Haltungen hinterfragen und diese diskutieren. Als Ausgangsbasis dafür dienen Interviews mit Protagonisten, die wie Andrej von der Freizügigkeit des europäischen Arbeitsmarktes profitieren. Damit wird den Schülern die Möglichkeit gegeben sich mit den Gefahren von Nationalismus und Rassismus auseinanderzusetzen und die Strukturen des europäischen Zusammenwachsens am konkreten Beispiel Ihres Heimatortes nachzuvollziehen.
Entstanden sind zwei Dokumentarfilme, die am 30.01.2014 in der Maxim-Gorki-Gedenkstätte „Villa Irmgard“ in Heringsdorf Ihre Uraufführung fanden.